Das ist kolonial.
Westfalens (un)sichtbares Erbe
14.06.2024 - 26.10.2025
Nicht nur Hamburg oder Berlin, auch Westfalen hat viele Berührungspunkte mit dem Kolonialismus: Menschen aus der Region zogen als Missionare, Farmer oder Soldaten in die Kolonien. Unternehmer und Industrielle trieben die deutsche Kolonialpolitik voran, Kaufleute handelten mit Kaffee und Tee. Bürgerinnen und Bürger engagierten sich in Kolonial- und Missionsvereinen, gingen zu Völkerschauen, spendeten für Denkmäler oder benannten Straßen nach kolonialen Akteuren. Auch Menschen aus „Übersee“ lebten hier. Die Folgen des Kolonialismus wirken bis heute nach und prägen unsere Gesellschaft. Die Ausstellung „Das ist kolonial.“ baut auf Kooperationen und Ergebnissen einer partizipativen Werkstatt aus dem Jahr 2023 auf. Daraus entstandene Interviews, künstlerischen Arbeiten und Filme eröffnen neue Perspektiven und machen deutlich, wie Geschichte und Gegenwart miteinander verknüpft sind.
Was hat Kolonialismus mit mir zu tun?
Die Kolonialzeit ist offiziell beendet. Dennoch beeinflussen uns die Kontinuitäten des Kolonialismus bis heute. Wo lassen sich die Folgen dieser Zeit in unserem heutigen Leben konkret ausmachen? Neun Menschen aus Westfalen und Umgebung antworten auf diese Frage. Sie geben Einblicke in ihre persönliche Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit und der postkolonialen Gegenwart. Wir möchten dazu einladen, sich auch selbst die Frage zu stellen: Was hat Kolonialismus mit mir zu tun?
Phyllis Quartey
"Meine Eltern sind in einem kolonialisierten Land aufgewachsen. Es gibt bestimmte Regeln, nach denen sie gelebt haben, es gab Begrenzungen im Alltag."
Phyllis Quartey, * 1987, Wuppertal
Als Bildungsreferentin und Aktivistin setzt sich Phyllis Quartey bereits seit vielen Jahren mit den Themen (Post)Kolonialismus und Rassismus auseinander. Mit ihrer Arbeit will sie über die Themen (Post)Kolonialismus und Rassismus aufklären. Insbesondere engagiert sie sich in den Initiativen Decolonize Wuppertal und N-Wort-Stoppen. Als Poetin verarbeitet und vermittelt sie ihr wichtige Themen auch auf künstlerischer Ebene.
Interview
Joanna Peprah
"Ich habe nicht das Privileg, mir auszusuchen, mich damit zu beschäftigen, sondern Rassismus und Kolonialismus wurden schon auf meinen Körper gelegt, bevor ich überhaupt sprechen konnte."
Joanna Peprah, * 1986, Köln
Die Aktivistin, Moderatorin und Therapeutin setzt sich seit Jahren für Aufklärung zu den Themen Rassismus und Anti-Schwarzer Rassismus ein. Seit 2010 ist sie Mitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V., für die sie in der Lokalgruppe Köln als Sprecherin und Beirätin tätig ist. Sie ist Mitbegründerin der Initiative N-Wort Stoppen und in der Kulturszene im Rheinland und in NRW als Beraterin, Referentin und Kuratorin aktiv. 2022 wurde sie als Expertin in das Gremium (Post)koloniales Erbe Köln berufen. 2023 erhielt sie für ihr Engagement den Kölner Ehrenamtspreis für Demokratie und Vielfalt.
Interview
Richard D.
"Je mehr ich gelesen habe, desto mehr wurde mir klar, dass ich der klassische Rassist bin, ohne es zu wollen."
Richard D., * 1957, Dortmund
„Bin ich ein Rassist? Ja und Nein. Vor circa zwei Jahren wurde ich gebeten, in einem Fall von Rassismus zu vermitteln. Ich habe schnell gemerkt, dass ich von Rassismus keine Ahnung hatte. Die Vermittlung war letztlich erfolgreich, aber bei meinem Lernen über Rassismus taten und tun sich bei mir Abgründe auf. Heute weiß ich, dass ich aktiv werden will und muss!“
Interview
Weitere Interviews sind im Eingangsbereich der Ausstellung zu hören.
Themenbereiche
Die Ausstellung gliedert sich in vier Themenbereiche: