Die Zukunft im Blick
Ruhrgebietsfotografien aus dem Bildarchiv des Regionalverbandes Ruhr
19.6. – 24.10.2021
Öffentliche Führungen jeden Samstag um 11.30 Uhr (nur Eintritt); keine Anmeldung erforderlich.
Die Ausstellung zum 100-jährigen Bestehen des Regionalverbands Ruhr (RVR) bietet mit über 250 Fotografien in analoger und digitaler Form eine facettenreiche Auswahl aus dem umfangreichen Bestand des RVR-Bildarchivs. Beispiele zu den Themen Mobilität und Versorgung, Wohnen und Arbeiten sowie Kultur und Freizeit verdeutlichen die Veränderungsprozesse seit der Gründung des Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk im Jahre 1920. Sie zeigen darüber hinaus, dass viele Ruhrgebiets-Themen auch heute noch von ungebrochener Aktualität sind.
Eine Ausstellung des LVR-Industriemuseums in Kooperation mit dem des RVR und dem LWL-Industriemuseum.
Leben im Ruhrgebiet
Wie hat sich das Ruhrgebiet seit dem Gründungsjahr des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk, der später zum Kommunalverband Ruhr und schließlich zum Regionalverband Ruhr (RVR) wurde, verändert? Dieser Frage geht die Ausstellung nach. Seit seiner Gründung 1920 als Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk entstanden zahlreiche Fotos, die die Arbeit des Regionalverbands dokumentieren und das Ruhrgebiet als „Stadt der Städte“ mit seiner typischen urbanen Verdichtung zeigen. Über den Zeitraum von 100 Jahren spiegeln die Fotos das Leben der Menschen wider – inmitten von Zechen, Stahlwerken, Bahndämmen und Schnellwegen, sowie im Grünen, in Parks und an und auf den Gewässern an Ruhr und Lippe. Zahlreiche Fotograf:innen, Profis wie Laien, drückten auf den Auslöser, um die damals für Ausstellungen, Verbandsbroschüren und Pressearbeit benötigten Fotos zu erstellen. Bekannte Fotografen der Nachkriegszeit wie Karl Hugo Schmölz und Hans Grempel lieferten Aufnahmen aus der Zeit des Wiederaufbaus nach 1945. Lebensnahe Bilder vom „Ruhrpott“ zwischen Industrie und Strukturwandel steuerten Joachim Schumacher und Manfred Vollmer und der – hier wiederentdeckte – Manfred Ehrich seit den 1970er Jahren bei.
Wandel einer Region
Die Fotos der Ausstellung sind Zeugnisse des stetigen Wandels der Region – und prägen unser heutiges Bild von dieser Zeit. Aufnahmen vom frühen Straßenbau in den 1920er Jahren und vom Ruhrschnellweg der Nachkriegszeit machen auf die sich rasant verändernden Verkehrsbedingungen aufmerksam. Die Bilder zeigen auch, dass vieles gleichzeitig nebeneinander bestand: Neben der gepflegten Ordnung neuer Wohnsiedlungen gab es gleichermaßen die „schlechten Wohnlagen“ mit Wohnzimmerblick auf Hochöfen und Schlote. Dokumentationen aus den 1950er Jahren von den Umweltschäden durch Bergbau und Industrieabgase machen die damalige Forderung nach dem „blauen Himmel über der Ruhr“ auch heute nachvollziehbar. Der allmähliche Ausbau von Grünflächen, die Begrünung alter Industriehalden und der Ausbau von Freizeitangeboten wie den neuen Baggerseen und den „Revierparks“ sind in zeitgenössischen Fotos festgehalten.
Über die Ausstellung
Der Ausstellungstitel spielt auf die 100-jährige Geschichte des Regionalverbands bei der Planung für das Ruhrgebiet an, die stets „die Zukunft im Blick“ hat. Die Schau bietet mit über 250 Fotografien eine Auswahl aus dem umfangreichen Bestand des RVR-Bildarchivs. Sie verdeutlicht, dass viele Ruhrgebiets-Themen auch heute noch von ungebrochener Aktualität sind. Ein digitales Spieleangebot an eigens für die Ausstellung produzierten Medientischen ergänzt die Ausstellung.
Die Ausstellung gibt Einblick in einen in Art und Umfang einmaligen Bildbestand. Die ältesten Fotografien stammen aus dem Jahr 1910. Wir freuen uns sehr, die Fotografien nach der Jubiläumsausstellung im Peter-Behrens-Bau in Oberhausen in diesem Sommer im LWL-Industriemuseum zu präsentieren.
Das RVR-Bildarchiv
Das RVR-Bildarchiv wird seit 1999 im LVR-Industriemuseum aufbewahrt. Rund 35.000 Bildträger sind in den vergangenen Jahren in einem Kooperationsprojekt zwischen dem Regionalverband Ruhr (RVR) und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) systematisch untersucht worden. Den Großteil des Bestandes machen originale Glasnegative und verglaste Dias aus, die aus der Zeit zwischen den 1920er Jahren und den 1950er Jahren stammen sowie Dias, Negative und Fotoabzüge aus den darauffolgenden Jahrzehnten bis zu den 1990er Jahren. Von den Originalvorlagen wurden für die Ausstellung über 160 Fotos hochwertig reproduziert, weitere 150 Aufnahmen sind in Diaprojektionen und digitalen Blätterbüchern zu sehen.
Motive
Das Motivspektrum der Fotos reicht von Schilderungen der Bauarbeiten an Verbands- und Bundesstraßen über Dokumentationen von Umweltbelastungen durch die Industrie und Begrünungsaktionen an Halden, Kanälen und in Naturschutzgebieten bis hin zum Wohnen und zur Freizeitgestaltung der Menschen im Ruhrgebiet. Deutlich wird, dass die Einzelthemen Wohnen, Mobilität, Industrie und Freizeit/Kultur im Ruhrgebiet kaum isoliert betrachtet werden können, sondern sich einander bedingt haben. Dies betrifft besonders die Umwandlung bzw. Neunutzung von Industriearealen in dem auf Bergbau- und Stahlkrise folgenden Strukturwandel seit den 1960er Jahren.
Lebensraum Ruhrgebiet
In einer eigens für die Dortmunder Präsentation geschaffenen Erweiterung auf der Galerie der historischen Zechenwerkstatt geht es um die Zukunft des Lebensraums Ruhrgebiet. Im Fokus stehen hier die Themen Halden, Stadtklima und Tierwelt. So erfahren die Besucher:innen zum Beispiel, dass die Anzahl der Tropennächte – Nächte mit Temperaturen über 20 Grad - in der Dortmunder Innenstadt Berechnungen zufolge im Jahr 2050 auf über 30 gegenüber ehemals drei pro Jahr ansteigen wird. Videos von Wildkameras zeigen Füchse oder Biber, die sich städtische Lebensräume zurückerobern. Ein Herbarium mit Halden-Pflanzen, Spuren von Wölfen und Klingelknöpfe, die Tierlaute wiedergeben, ergänzen die Text- und Bildtafeln. Auf einer großen Pinnwand können Gäste ihre Gedanken zur Zukunft des Reviers festhalten.
Die Stadt der Zukunft
Ergänzend zur Ausstellung zeigt die Zeche Zollern im Untergeschoss der Maschinenhalle großformatige Bilder von Jugendlichen, die bei einem Picknick im Rahmen des „Klimafestivals Ruhr“ entstanden sind. Wie muss eine klimafreundliche Stadt der Zukunft aussehen – eine Stadt, die zum Entdecken, Verweilen und Leben einlädt? Für viele ist es nur eine diffuse Vorstellung, wie so eine Stadt aussehen könnte. Rund 100 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren haben sich mit dieser Frage auseinandergesetzt und klare Vorstellungen entwickelt. Die 19 großformatige Bilder entstanden als Gemeinschaftsproduktion in Kleingruppen. Die Herangehensweise an das Thema ist dabei ebenso vielfältig wie die kreativen Jugendlichen selbst. So nähert sich jedes einzelne Bild dem Thema der klimafreundlichen Stadt auf ganz unterschiedliche Art und Weise an – mal laut und plakativ, mal leise und detailverliebt. In ihrer Gesamtheit nehmen die Bilder die Betrachter:innen mit auf eine Reise in die Zukunft. Damit ist die Schau im Untergeschoss der Maschinenhalle eine farbenfrohe und aktuelle Ergänzung zur Ausstellung.