Widerstand, Gedenken, Postkolonialismus
Der Widerstand indigener Bevölkerungen gegen die Fremdherrschaft der Kolonisatoren mündete in gewaltsame Auseinandersetzungen und Kriege – bis hin zum Völkermord. Anfang des 20. Jahrhunderts führte das Deutsche Reich zwei große Kolonialkriege: gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika (1904–1908), dem heutigen Namibia, und den Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika (1905–1907), heute Tansania. Am Völkermord an den Herero und Nama, der erst seit wenigen Jahren als solcher von Deutschland anerkannt wird, beteiligten sich auch Soldaten aus Westfalen.
Nicht alle Deutschen waren Befürworter der Kolonialpolitik. In der Weimarer Republik entstanden erste Vereinigungen der afrikanischen Diaspora wie der Afrikanische Hilfsverein. In Dortmund und Umgebung führten Arbeitervereine anti-koloniale Veranstaltungen und Solidaritätsbekundungen durch.

Samuel Maharero
(1856–1923)
Samuel Maharero
Samuel Maharero war ein Führer der Herero im Krieg in Deutsch-Südwestafrika 1904. Die Herero setzten sich gegen die zunehmende Einschränkung ihres Lebensraumes und die fortdauernden Demütigungen durch die Deutschen zur Wehr. Das Deutsche Reich reagierte mit unverhältnismäßiger Brutalität. Generalleutnant Lothar von Trotha rief zum Völkermord an den Herero auf. Maharero konnte mit ungefähr 1500 weiteren Herero in das Britische Protektorat Betschuanaland, heute Botswana, fliehen. Bis zu seinem Tod 1923 blieb er Führer der exilierten Herero.
1856 wurde Samuel Maherero als Sohn eines traditionellen Führers der Herero geboren. Er war einer der ersten Schüler im Augustineum in Otjimbingwe. Die Schule war 1866 von Missionar Carl Hugo Hahn gegründet und unter anderem von der lippischen Fürstin Elisabeth finanziert worden.
Um nach dem Tod seines Vaters 1890 die Macht zu behalten, ließ er sich auf eine Kooperation mit dem Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe, Theodor Leutwein, ein.
1904 führte er die Herero im Widerstand gegen die Deutschen an. Ein Kopfgeld von 5000 Mark wurde auf ihn ausgesetzt. Maherero floh nach Betschuanaland.
1923 starb Maherero in Serowe in Betschuanaland. Sein Körper wurde nach Südwestafrika überführt und in Okahandja zeremoniell bestattet.
2002 wurde er als einer von neun Nationalhelden auf dem Heroes‘ Acre, einer großen Kriegsdenkmalanlage bei Windhoek, mit einem Gedenkstein geehrt.
Wusstet ihr, dass
- der Gottesdienst anlässlich der Beerdigung von Samuel Maherero in Okahandja am 26.8.1923 von Heinrich Vedder gehalten wurde, einem aus Enger in Ostwestfalen stammenden Missionar? Bis heute wird dieser Tag als Gedenktag Herero Day gefeiert.