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Orangene Fläche

Alltag, Propaganda, Kontinuitäten

Der Kolonialismus war auch für die Menschen in Westfalen Teil ihres Alltags. Nicht nur beim Einkauf und Konsum von Kolonialwaren kamen sie in den Genuss seiner Vorteile, auch in der Schule und bei der Freizeitgestaltung war der „koloniale Gedanke“ stets gegenwärtig.

Menschen in Westfalen engagierten sich in Kolonialvereinen, besuchten Vorträge und lasen Zeitungsberichte. Völkerkundliche Sammlungen und Völkerschauen vermittelten ein stereotypes Welt- und Menschenbild - zu sehen in der Ausstellung zum Beispiel auf historischen Postkarten. Gesellschaftsspiele, Kinderbücher, Sammelbilder und ein „Kolonial-Kochbuch“ aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zeigen, wie verbreitet der Kolonialismus auch in den heimischen vier Wänden war. Auch wenn die Kolonialzeit heute kritisch hinterfragt wird, bilden die damals entstandenen Stereotype ein Fundament für Diskriminierung und Rassismus.

Biographien und Exponate

Fläche mit graphischen Elementen und einer schwarz weiß Fotografie von Sussy

Sussy Dakaro
(um 1868–1885)

Sussy Dakaro um 1868–1885

Als 14-Jährige wurde die später als „Sussy Dakaro“, „Prinzessin Tagorah“ oder „Susi Dakara“ zur Schau gestellte junge Frau von einem Menschenhändler von einer Insel bei Australien verschleppt. Sie musste mit anderen Aboriginal People zusammen in einer rassistischen Völkerschau als „exotische Wilde“, „lebende Kuriosität“ und „letzte Kannibalen“ auftreten. Bevor die Gruppe nach Europa kam, tourte sie durch die USA und Kanada. 1885 kam Sussy Dakaro mit der Gruppe nach Sonnborn im heutigen Wuppertal, wo sie an Tuberkulose starb.

Um 1868 wurde Sussy Dakaro auf der zu Australien gehörenden Insel Palm Islands geboren.

1882 verschleppte sie der Menschenhändler Robert A. Cunningham gemeinsam mit acht weiteren Menschen im Auftrag des „Zirkuspioniers“ Phineas Taylor Barnum. Die Gruppe tourte mit Barnums „Völkerschau“ Ethnological Congress of Strange Tribes durch 130 Städte in den USA und Kanada.

1884 kam die Truppe nach Europa. Sie wurden im Kristallpalast in London, im Musée du Nord in Brüssel und in Castans Panoptikum in Berlin, Köln sowie in Chemnitz ausgestellt.

Im Juni 1885 kam Sussy Dakaro mit fünf weiteren Aboriginal People nach Sonnborn im heutigen Wuppertal. Sie war bereits an Tuberkulose erkrankt und starb am 23. Juni im Alter von 17 Jahren. Am folgenden Tag wurde sie auf dem Friedhof der Evangelischen Kirchengemeinde Sonnborn begraben.

Wusstest Du, dass

  • Leue einen Ort in Deutsch-Ostafrika nach sich benannte: Das heutige Leganga in Tansania hieß ursprünglich Leudorf.
Schulwandbild

Wandbild

Wandbilder wie dieses wurden an vielen deutschen Schulen als Lehrmittel eingesetzt. Sie propagierten die angebliche zivilisatorische Überlegenheit weißer Europäer und vermittelten stereotype Bilder aus den Kolonien. Die Blütezeit dieser Wandbilder reichte vom letzten Drittel des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung zeigt Reproduktionen in Originalgröße.