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Handel, Wirtschaft und Industrie

Handel, Wirtschaft und Industrie profitierten bereits vor der Kolonialzeit vom weltweiten Warenaustausch. Produkte aus fernen Ländern wurden als „Kolonialwaren“ verkauft, importierte Rohstoffe hierzulande weiterverarbeitet. Verpackungen und zeitgenössische Werbung für Tabak, Kaffee und Kakao zeigen in der Ausstellung beispielhaft, wie die Produkte beworben wurden.

Mit der kolonialen Eroberung der Welt eröffneten sich auch neue Absatzmärkte für die westfälische Industrie. Die hiesige Eisen- und Stahlindustrie erhielt Aufträge für koloniale Großprojekte wie den Bau von Eisenbahnen und Hafenanlagen. Die in den Zechen des Ruhrgebiets geförderte Kohle befeuerte koloniale Unternehmungen.

Auch personell gab es Verflechtungen. So war Emil Kirdorf, Generaldirektor der Zeche Zollern, ein überzeugter Verfechter kolonialer Ideen. Und Adolf von Hansemann vom Vorstand der Zechengesellschaft GBAG engagierte sich als Gründer und Teilhaber von Plantagengesellschaften in der Südsee.

Biografien

Fläche mit graphischen Elementen

Yonga
Ca. 1761–1798

Yonga

Yonga lebte als Versklavter und Diener des Gutsherrn auf Gut Eckendorf bei Leopoldshöhe in Lippe. Nachdem dieser ihn an den Fürsten zur Lippe „verschenkt“ hatte, verklagte Yonga ihn auf Entschädigung für 22 Jahre unentgeltlich geleistete Arbeit – gerechnet ab dem Zeitpunkt seiner Taufe. Ein Christ könne kein Versklavter sein, so sein Argument. Letztlich erhielt er von der Witwe des Gutsherrn eine Abfindung.

1765 wurde Yonga als 14-Jähriger in London auf einem Markt für versklavte Menschen von Geheimrat Franz Christian von Borries gekauft.

1767 ließ von Borries ihn in der Kirche von Rahden auf den Namen Franz Wilhelm taufen

Ab 1774 arbeitete Yonga auf Gut Eckendorf bei Leopoldshöhe in Lippe als „Raseur, Friseur und Tafeldecker“.

1789 „verschenkte“ von Borries Yonga an Fürst Leopold I. zur Lippe an den Hof nach Detmold. Dort arbeitete Yonga als freier Bediensteter.

1798 starb Yonga in Detmold.

Gut Eckendorf in Lippe

Yonga lebte 15 Jahre auf Gut Eckendorf in Lippe.

Residenzschloss in Detmold

Im Schloss in Detmold arbeitete Yonga als freier Bediensteter für Fürst Leopold I. zur Lippe.

Fläche mit graphischen Elementen und einem Portrait Radierung von Emil Kirdorf

Ein Zechendirektor
(1847–1938)

Ein Zechendirektor

Emil Kirdorf

Emil Kirdorf (1847–1938), Generaldirektor der Gelsenkirchner Bergwerks AG (GBAG), engagierte sich auch für die „koloniale Sache“: Er gründete nicht nur 1884 die Sektion Gelsenkirchen und Umgebung des Westdeutschen Vereins für Colonisation und Export und war deren Vorsitzender – wie auch ab 1893 der Abteilung Gelsenkirchen der Deutschen Kolonialgesellschaft –, sondern gehörte auf nationaler Ebene dem Kolonialrat an. Dieses Gremium übte einen großen Einfluss auf die deutsche Kolonialpolitik aus.

Straßen, die nach dem überzeugten Nationalsozialisten Emil Kirdorf hießen, sind inzwischen umbenannt. Die Siedlung in Dortmund-Eving trägt noch immer seinen Namen.

Wusstet ihr, dass

Emil Kirdorf 1891 auch Gründungsmitglied des Alldeutschen Verbandes war? Dieser Verband war einer der größten Agitationsvereine des Kaiserreichs. Er verknüpfte völkische mit imperialistischen Interessen und strebte nach einem großen deutschen Kolonialreich.

Fläche mit graphischen Elementen und einem Portrait von Hindorf

Ein schmuggelnder Tropenpflanzer
(1863–1955)

Ein schmuggelnder Tropenhändler

Richard Hindorf

Der in Duisburg-Ruhrort geborene Agrarwissenschaftler Richard Hindorf (1863–1955) experimentierte mit dem Anbau tropischer Pflanzen. 1892 führte er aus Mexiko Brutknospen von Sisal-Agaven in Deutsch-Ostafrika ein. Hindorf war Mitbegründer des Kolonialwirtschaftlichen Komitees, der Deutschen Kolonialschule in Witzenhausen sowie der „Versuchsstation für Tropenkulturen in Usambara“ in Deutsch-Ostafrika, dem Amani-Institut.

Sisalschmuggel als Pionierleistung

Die illegale Aktivität Hindorfs wird in diesem Buch als „deutsche Pionierleistung“ gewürdigt.

Richard-Hindorf-Platz in Duisburg

Exponate

Propagandamarke

Propagandamarke

Kolonien waren für die Industrie ein wichtiger Rohstofflieferant und lukrativer Absatzmarkt. Diese Propagandamarke von 1925 verdeutlicht die wirtschaftlichen Motive des Kolonialismus und fordert die Rückgabe der Kolonien nach deren „Verlust“ nach dem Ersten Weltkrieg.

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